Die Natur und ihre wesentlichen Elemente, welche für alle Lebewesen dieser Erde lebensspendend sind ist für mich heilig. Der Altar dient als Symbol für Jesus und wird auch „Tisch des Mahles“ genannt, daraus entstand meine Intention, dieses lebensspendende , heilige Motiv mit dem Symbol des „Wassers“ zu veranschaulichen.
Meine Aufgabe war es einen neuen zentralen Ort in einem bereits bestehenden Kirchenraum zu schaffen, daher wollte ich nicht nur optisch etwas entwerfen was sich sowohl als neues Zentrum behauptet und sich einfügt, sondern auch seinen Platz in der bereits bestehenden Symbolik der Kirche findet. Ich wollte also die Geschichte die der prunkvolle Hochaltar erzählt als Ausgangspunkt für meine Überlegungen nehmen. Das Altarbild „apokalyptisches Weib“ ist inspiriert von der Offenbarung des Johannes. Nachfolgend der Erzählung von der apokalyptischen Frau und der Apokalypse wird im Kapitel 21 das „neue Jerusalem“ beschrieben, auf welches ich mich beziehen will. Hier wird ein himmlischer Ort beschrieben ,wo es weder Leid noch Schmerz geben soll und Gott selbst anwesend sei. Auch hier finde ich wieder das Motiv des Wassers, Offenbarung 21.6 : „Ich will den Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst.“ Auch die Materialität des Ortes wird genau beschrieben. Jene Stadt sei „von lauterm Golde gleich dem reinen Glase“ Offb.21.18 und „die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie ein durchscheinend Glas“. Aus diesem Hintergrund entstand mein entgültiger Entwurf für den neuen Altar aus teilweise vergoldetem Tombak und Glas, welches an fließendes, „lebendiges“ Wasser erinnern soll. Die Altarplatte und die Bodenplatte stehen sich als golden glänzende Wannen aus Tombak gegenüber. Gestützt werden diese von fünf Säulen, Kreuzprofilen aus Tombak, die die fünf Wundmale Christi symbolisieren, wobei die mittlere, größte und leicht priesterwärts versetzte Stütze die Herzwunde darstellt. Unter dieser „Herzwunde“ befindet sich auch das Reliquiengrab, in welches bei der Weihe durch einen unter dem Altar gelegenen Schacht die Reliquie eingesetzt wird. Die Wände des Altarkörpers sind aus reliefiertem Glas gefertigt und sollen sowohl an Wasser erinnern als auch das Licht aus dem helleren Raum hinter dem Altar in diesen näher zur Gemeinde gelegenen, dunkleren Bereich des Altarraums leiten und je nach Lichtsituation brechen. Um dieser vorerst leicht wirkenden Konstruktion eine Erdung und einen definierten Platz im Kirchenraum zu geben, ist die Grundplatte, eine Wanne, ein paar Zentimeter in den Kirchenboden eingelassen. Die Wände aus Glas schließen also optisch bündig an die Steinplatten des Kirchenbodens. Es hat einige Versuche gebraucht bis ich die richtige Technik und Vorgehensweise gefunden habe um dem Glas eine Oberflächenstruktur zu geben, welche zugleich natürlich und zufällig erscheint und zum anderen geplanten Strukturen folgt und sich an den gewünschten Stellen verdichten, bzw auflockern lässt. Ähnlich einem Wasserfall soll das Glas nach unten „fließen“, wobei die Reliefierung nach unten hin zunimmt. Da man letztendlich immer durch zwei Glaswände sieht, welche je nach Blickwinkel anders zueinander stehen wird das Bild dahinter recht bewegt gebrochen und es entsteht eine Tiefe die zwar transparent scheint aber doch nicht direkt durchsichtig ist.
Ausführung: Mayersche Hofkunstanstalt ( München ) // Metallgestaltung Peter Reich ( Pfaffing )
artistSina Wagnerdate2013